Bildung aus erster und zweiter Hand

Lernen aus erster und zweiter Hand müssen aufeinander aufbauen.

Labimmel Labammel Labum

Bildung aus erster Hand meint Bildung, die aus der Klärung der eigenen Erfahrungen entsteht. In den ersten drei Lebensjahren bilden sich Kinder nahezu ausschließlich durch eigene Erfahrungen, also durch das, was sie tun und erleben. Diese Bildungsprozesse bestehen aus der individuellen Wahrnehmung und Ausdeutung dessen, was das soziale und kulturelle Umfeld an konkreten Beziehungs- und Sacherfahrungen über zwischenmenschliche Aushandlungsprozesse präsentiert. Erfahrungen aus erster Hand sind diese Bildungsprozesse insofern, als das Kind auf seine eigenen Wahrnehmungen, Erlebnisse, emotionalen Bewertungen als Grundlage dieser Bildungsprozesse angewiesen ist. Sie bilden den Ausgangspunkt seines “Denkens”.

Bildung aus zweiter Hand ist möglich, wenn Kinder einigermaßen die Sprache beherrschen. Dann kann man ihnen sagen, was sie wissen und können sollen, ohne dass sie diese Erfahrungen selbst gemacht haben: Jemand erzählt ihnen Erfahrungen, die andere erlebt, gedacht und begriffen haben. Diese Erfahrungen werden zwar als Wissen gespeichert. Aber diesem Wissen entsprechen keine Sinneserfahrungen, Handlungen, Erlebnisse, eigene Fragestellungen oder Denkbemühungen. Wenn ein Astronaut erzählt, was er auf dem Mond erlebt hat, dann kann ich das nur in dem Maß überhaupt verstehen und nachvollziehen, als mir Erfahrungen zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe ich mir z.B. seine Erfahrungen von Schwerelosigkeit oder des “geringeren” Körpergewichts “vorstellen” kann.

Ein reiches sinnlich-körperlich verankertes und durch Nachdenken geklärtes Erfahrungsrepertoire ist eine wichtige Voraussetzung für Bildungsprozesse aus zweiter Hand. Es geht darum, wie viel Bildung aus erster Hand benötigen Kinder um das Bildungswissen aus zweiter Hand sinnvoll nützen zu können?
Bildung verstehen wir als einen Prozess, der spätestens mit der Geburt beginnt.

Alltagserfahrungen
Unser Bildungsansatz sieht die Alltagserfahrungen von Kindern als entscheidenden Ausgangspunkt an, von dem aus Kinder ihre Welt entdecken und erforschen.

Eigenbeteiligung
Bildung ist ein sozialer und konstruktiver Prozess, entwickelt aber explizite Vorstellungen von der Eigenbeteiligung des Kindes an seinem Bildungsprozess.
Die genauere Betrachtung der Eigenbeteiligung des Kindes an seinem Bildungsprozess führt zu der obigen Unterscheidung von Bildung aus erster und aus zweiter Hand. Der Bildungsansatz setzt auf beide Bildungsprozesse. Die Bildungsprozesse aus erster Hand sind dabei die Grundlage dafür, dass Kinder sinnvoll aus zweiter Hand lernen können.

Bildung ein Leben lang
Bildungsprozesse aus erster Hand, die ein Leben lang stattfinden, setzen eine basale Bildung der kindlichen Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit voraus und die sich daran anschließende Differenzierung der kindlichen Vorstellungs-, Verarbeitungs- und Denkprozess.

Für die Anregung, Unterstützung und Entfaltung frühkindlicher Bildungsprozesse aus erster und zweiter Hand brauchen Kinder:
  • Innen- und Außenräume, die ihre Neugier herausfordern und ihnen selbst initiierte und selbst gesteuerte Lern- und Erfahrungsprozesse ermöglichen (der Raum als erste ErzieherIn).
  • Eine professionelle Unterstützung der informellen Lern- und Bildungsprozesse, die sich aus den Anregungen der Räume und des Alltags ergeben und (z.B. in Projekten) weiter entwickelt werden können.
Wenn sich dann schließlich das Kind als erfolgreicher Erforscher seiner Um- und Mitwelt erlebt, wird es auch Nutzen von einem Lernen aus zweiter Hand haben.
Dabei ist wichtig, dass dieses Lernen von anderen an den Bildern und Theorien ansetzt, welche die Kinder sich bislang aus ihren eigenen Erfahrungen heraus gemacht haben.

Weiteres nachzulesen in Gerd Schäfer (Hrsg.): Bildung beginnt mit der Geburt, Beltz Verlag.
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